Kinder- und Jugendbericht

3. Kinder- und Jugendbericht RLP

Alle jungen Menschen müssen gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können

Dem Landtag wurde der 3. Kinder- und Jugendbericht Rheinland-Pfalz mit dem Titel „Gelingt Inklusion?! Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für alle jungen Menschen als Aufgabe und Herausforderung für ein Aufwachsen in öffentlicher Verantwortung in Rheinland-Pfalz“ übersandt. Diesen hat die Landesregierung im Auftrag des Landtags durch eine unabhängige Berichtskommission erarbeiten lassen.

Federführend war das Jugend- und Familienministerium unter Jugend- und Familienministerin Anne Spiegel. Der Bericht wurde vor der Corona-Pandemie erhoben und erstellt und bildet daher nicht die aktuelle Situation, sondern die Entwicklung bis 2019 ab.

Für den Bericht wurden rund 2.400 junge Menschen im Alter zwischen 14 und 27 Jahren online befragt. Wichtig ist dabei immer die Frage der Repräsentativität. Die eingegangenen Fragebögen wurden anhand der regionalen Herkunft, dem Alter und Geschlecht sowie der Staatsangehörigkeit und dem Bildungsgrad der jungen Menschen geprüft. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Ergebnisse in den geprüften Kategorien ein gutes Abbild der Grundgesamtheit in der Gesellschaft darstellten.

Zudem wurden über 100 Personen aus Fachpraxis, Wissenschaft, Verwaltung und Politik mit ihrer Expertise im Rahmen von Fachhearings für die Erarbeitung des Berichts einbezogen. „Dass so viele junge Menschen sich an der Befragung beteiligt haben, ist
für mich von zentraler Bedeutung. Wir wollen nicht über sie sprechen, sondern mit ihnen. Mit dieser Art Bericht, der sowohl die Meinungen der jungen Menschen einbezieht als auch auf Anhörungen mit Expertinnen und Experten basiert, nehmen wir bundesweit eine Vorreiterrolle ein“, unterstrich Ministerin Spiegel. „Der Bericht hat das Thema Inklusion im Fokus. Dabei hat die Kommission ein weites Inklusionsverständnis entwickelt. Sie versteht Inklusion als die gleichberechtige Teilhabe von allen Kindern und Jugendlichen am gesellschaftlichen Leben. Der Anspruch gilt für alle jungen Menschen unabhängig davon, ob sie eine Behinderung haben, in Armut leben, eine Migrationsgeschichte mitbringen und auch unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität. Junge Menschen werden in all ihren Unterschiedlichkeiten in den Blick genommen.“, ergänzte die Ministerin. „Die Berichtskommission hat deutlich gemacht, dass wir mit aller Kraft den Abbau von Diskriminierung und Ausgrenzung in allen gesellschaftlichen Bereichen weiter vorantreiben müssen. Aufgabe der Politik ist es, alles Erforderliche dafür zu tun, dass alle Menschen die Möglichkeiten zur gleichberechtigten Teilhabe für sich nutzen können.“

Ministerin Spiegel erklärte weiter: „Für uns ist jetzt natürlich auch wichtig zu wissen, wie es den jungen Menschen heute geht. Daher habe ich mich entschlossen, eine weitere Jugendbefragung durchführen zu lassen. Die Vorbereitungen sind schon gestartet. Ich erhoffe mir von den Ergebnissen eine gute Ergänzung zu den vorliegenden Daten aus dem 3. Kinder- und Jugendbericht.“

Hier ein paar Eckpunkte des Kinder- und Jugendberichts:

  •  Der Bericht stellt fest, dass die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für die gesellschaftliche Inklusion der jungen Menschen in Rheinland-Pfalz insgesamt gut sind. Konkret heißt das: Die meisten jungen Menschen in Rheinland-Pfalz leben in familiär stabilen Verhältnissen und leben in einer sozial und ökonomisch gesicherten Situation. 90 Prozent geben an, in einer guten Familiensituation aufzuwachsen. Damit geht einher, dass sich die Lebensbedingungen in Rheinland-Pfalz in allen Landesteilen gebessert haben. 85 Prozent sehen ausreichende finanzielle Spielräume für die eigene Lebensgestaltung.
  • Auch die Lebenszufriedenheit junger Menschen in Rheinland-Pfalz bewegt sich nach wie vor auf hohem Niveau. 63,4 Prozent der Befragten geben an, aktuell mit ihrem Leben sehr bis eher zufrieden zu sein, „teils-teils“ sagen immerhin noch 25,2 Prozent. Dennoch gibt es auch 11,4 Prozent, die sagen, dass es ihnen nicht gut geht. In den jeweiligen institutionellen Strukturen ihres Alltages fühlen sich die jungen Menschen mehrheitlich angenommen und akzeptiert: In Schule und Ausbildung fühlen sich rund zwei Drittel der Befragten akzeptiert. Teils/teils geben 28 Prozent in der Schule und 30 Prozent in der Ausbildung an. In Universität und Beruf fühlen sich mehr als drei Viertel akzeptiert. Teils/teils sagen rund 21 Prozent (Studium) bzw. 22 Prozent (Beruf).
  • Jeder 10. der befragten jungen Menschen teilt die positive Einschätzung nicht. Dies gilt vor allem für junge Menschen, die bei einem alleinerziehenden Elternteil aufwachsen oder schon früh außerhalb des eigenen Elternhauses leben. Die finanziellen Ressourcen bestimmten entscheidend über die Möglichkeiten einer sozialen Teilhabe oder ihrer Ausgrenzung mit.
  • Eine zentrale Rolle für eine gelingende Inklusion ist dem Bericht zufolge aber auch die Beteiligung der jungen Bürgerinnen und Bürger. Die Berichtskommission empfiehlt deshalb, die rechtlichen Voraussetzungen für eine bessere politische Beteiligung Jugendlicher, wie die Altersgrenze für das aktive Wahlrecht zu senken, erneut auf die politische Agenda zu setzen.
  • Die Werte für die Handlungsräume junger Menschen haben sich geringfügig verbessert, auffallend positiv dabei die Kennzahlen für die Bildung: Hier lassen sich fast landesweit Verbesserungen feststellen. Positiv hat sich insbesondere der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Fachhochschulreife entwickelt, der in allen Kommunen gestiegen ist, heißt es in dem Bericht. Vielerorts hat auch der Anteil junger Menschen mit Migrationshintergrund und Fachhochschulreife zugenommen. Zudem schlagen sich die Bemühungen im Bereich des Ganztagsausbaus in einem deutlichen Anstieg des Anteils der Ganztagsschülerinnen und Ganztagsschüler nieder.
  • Gleichwohl konstatiert der Bericht auch regionale Ungleichheiten für die Bedingungen des Aufwachsens. Mit den statistischen Befunden untermauert der Bericht die These, dass die gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen noch nicht in allen Regionen des Landes vergleichbar gute Voraussetzungen findet. Sozialstrukturelle Merkmale und das infrastrukturelle Profil eines Raumes bzw. Ortes, an dem ein junger Mensch in Rheinland-Pfalz aufwächst, haben einen besonderen Stellenwert für die Verwirklichung der Inklusion.

„Der 3. Kinder- und Jugendbericht ist eine gründliche und kritische Bestandsaufnahme, die uns wichtige Impulse für eine inklusive Gestaltung der Kinder- und Jugendhilfe und die weitere Ausrichtung unserer Jugendpolitik gibt. Zu den Kernaufgaben zählt eine Teilhabe aller Jugendlichen, egal ob in der Stadt oder auf dem Land. Mir ist sehr wichtig, die Fragen junger Menschen ernst zu nehmen und auf ihre Bedürfnisse möglichst passgenau einzugehen. Daher ist es mir wichtig, die Beteiligung junger Menschen weiter auszubauen“, erklärte Jugendministerin Anne Spiegel.

Den Bericht zum Download gibt es hier: https://s.rlp.de/M9-hq

Hintergrund:

Der Landtag hat mit seinem Beschluss vom März 2007 (Drucksache 15/832) die Landesregierung beauftragt, in jeder Legislaturperiode einen Kinder- und Jugendbericht von einer unabhängigen Kommission erstellen zu lassen. Entsprechend des Landtagsbeschlusses wurde unter Federführung des Ministeriums für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz die Erarbeitung des Berichts erneut an eine unabhängige wissenschaftliche Berichtskommission gegeben. Ihr gehörte die Universität Koblenz-Landau, bei der auch die Federführung für die Berichtserstellung lag, die Universität Trier und das Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH (ism) an. 

Mit dem Berichtsauftrag ist stets ein besonderer inhaltlicher Fokus verbunden. Der erste Kinder- und Jugendbericht war noch als Pilotbericht angelegt, um den umfänglichen Landtagsauftrag erstmals konzeptionell erfassen und umsetzen zu können. Bereits er zeigte, dass eine differenzierte Berichterstattung, in der soziostrukturelle Daten sowie infrastrukturelle Leistungen und Angebote – auch mit Blick auf regionale Verschiedenheiten – erfasst werden und eine vertiefende Analyse lebensweltlicher Aspekte von Kindern und Jugendlichen erfolgt, eine wichtige Grundlage ist, um die Gestaltung der Lebensverhältnisse junger Menschen und ihrer Familien optimieren zu können – das gilt landespolitisch wie auch kommunalpolitisch.

Der zweite Kinder- und Jugendbericht Rheinland-Pfalz stellt die „Lebensphase Jugend“ in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.  Er beleuchtet als wichtigen Teilaspekt die Bedeutung und Notwendigkeit der verbandlichen und kommunalen offenen Jugendarbeit sowie der Jugendsozialarbeit für ein gelingendes Aufwachsen junger Menschen. Mit seiner subjektorientierten und partizipativen Ausrichtung wurde mit der Erarbeitung des Berichts bundesweit Pionierarbeit geleistet.

3. Kinder- und Jugendbericht RLP

Den vollständigen Bericht finden Sie hier.

2. Kinder- und Jugendbericht RLP

Den vollständigen Bericht finden Sie hier